Badische Neueste Nachrichten, 20.01.2004
DAS MANDOLINENORCHESTER aus Ettlingen musizierte zu Gunsten der Kirche in Langenalb.
Gelungenes Benefizkonzert
Mandolinenorchester Ettlingen spielte für Kirche Langenalb Wer bisher glaubte, irische Folkmusik sei nur etwas für Flöten, Fiddle und Bodhran, der sah sich beim Benefizkonzert des Ettlinger Mandolinenorchesters in der Langenalber Marienkirche eines Besseren belehrt. Geradezu geschaffen für Mandolinen schienen die Kompositionen des blinden Harfinisten O'Carolan, In den sieben Sätzen der irischen Suite dirigierte Boris Bagger seine Mandolinenspieler durch die ganze Bandbreite der Emotionen, die irische Musik nun einmal charakterisiert. Bestens passte sich dabei das Violinenspiel der Solistin Nadjeschda Bagger ein. Schon nach dieser ersten Suite durfte der Langenalber Pfarrer Manfred Enderle darauf hoffen, dass seine Bitte um eine „leise Kollekte", also möglichst wenig Münzengeklimper, wie er es schmunzelnd ausdrückte, in Erfüllung gehen würde. Groß sind nämlich die Sorgen der evangelischen Kirchengemeinde Langenalb-Marxzell. Rund 500 000 Euro werden benötigt, um die Marienkirche zu sanieren. Glocken, Glockenstuhl, Außenfassade und Heizung sind nur ein Teil dessen, was saniert werden muss. Mit Detlef Tewes hatte Boris Bagger einen der weltbesten Mandolinenvirtuosen dabei, der seinem Ruf nichts schuldig blieb. In dem Konzert C-Dur für Mandoline und Zupforchester von Antonio Vivaldi stellte er dies eindrucksvoll unter Beweis. Einen Ausflug nach Brasilien unternahmen das Ettlinger Mandolinenorchester mit der Pacoca, einer Mischung aus Tango, Rumba und Flamenco des Komponisten Celso Machado. Eine schnelle Rumba, der sauber akzentuierte Synkopen zusätzlichen Schwung verliehen, beschloss den ersten Teil des Konzertabends. Nach der Pause begeisterten Bagger und Tewes als bestens miteinander konzertierendes Duo die zahlreichen Zuhörer. In einem Mix aus ausgefeilter Spieltechnik, und Virtuosität, dazu als spontane Zugabe einen Csardas in atemberaubender Geschwindigkeit, unterstrichen die beiden Musiker, dass sie zu den Besten ihres Faches gehören. Ein einzelner gläserner Abschlusston setzte einen letzten Akzent in der Komposition „Sincerely" von Valdo Preema, die ansonsten von schwingendem Rhythmus einer Mandoline in der Melodieführung geprägt war. Vor dem begeisterten Schlussapplaus, teilweise stehend, brachten die Musiker noch eine russische Suite, ein Medley aus russischen Volksweisen zu Gehör.