Gitarre Aktuell Nr. 92 / März 2006
Trendy
Immer irgendwie am Puls der Zeit spielen der Mandolinist Detlef Tewes & Boris Björn Bagger, Gitarre, und so ist es nicht verwunderlich, dass sie in diesem Jahr rechtzeitig zum 250sten Geburtstag eine Mozart-CD aufgelegt haben. Ihre ursprünglichen Bedenken zu diesem Projekt, ob es zulässig sei, so fragten sie sich, „einem Meister mit Arrangements für Mandoline und Gitarre zu huldigen, der kein einziges Originalwerk für diese Besetzung schrieb?”, ließen sie sich bei anderen Meistern ihres Fachs, wie etwa dem Pianisten und ARD-Preisträger Kalle Randalu, zerstreuen, der da meinte, „...dass die spezifische Klangfarbe des gezupften Gespanns dem feinen Tonfall des originalen Hammerflügels der Mozart-Zeit viel näher kommt als der heute gebräuchliche Konzertflügel”.
Wer sich davon überzeugen möchte, höre die beiden Klaviersonaten KV 331 und KV 545 oder das Variationswerk über „Ah, vous dirai-je, Maman” KV 265, in ihrer Bekanntheit sicher drei „Schlachtrösser” (im besten Sinne!) aus dem Werkkatalog des Salzburgers, aber nichtsdestoweniger die schönsten und eingängigsten Stücke neben, nun, neben einer ganzen Reihe anderer Werke Mozarts. Was Bagger & Tewes hier abliefern, verdient das Prädikat: köstlich! Die Mandoline ist stets als Führungsinstrument vorn, aber zuweilen wird auch die Gitarre zur eleganten, rasanten melodiösen Mitarbeit gefordert, was der Gitarrist mit Grandezza absolviert. Aber auch in der Begleitung („die linke Hand des Pianisten”) hat Bagger häufig alle Hände voll zu tun, um seinen Part adäquat zu meistern.
Das Programm, es wurde schon angemerkt, ist populär und gehört mit zu den Mozart-typischen Werken. Eingeleitet wird die Platte mit dem 1. Satz von »Eine kleine Nachtmusik«, der zwar zunächst etwas ungewohnt klingen mag, dann aber doch in dieser Besetzung klanglich sehr apart und anziehend ist. Gerechterweise müssen beide Interpreten für ihre musikalische und technisch perfekte Arbeit hervorgehoben werden, obwohl man doch eher geneigt wäre, der melodieführenden Mandoline alle Lorbeeren zuzusprechen. Aber es geht auch um die Schattierungen des Klangbildes, die die beiden Interpreten wunderbar hintuschen. Das ist u.a. besonders beim »Adagio für Glasharmonika« zu bemerken, einem in dieser Besetzung fast zerbrechlichen Etwas, ähnlich dem »Laudate dominum« in einer Mandolinenorchestervariante, womit die CD abschließt und in dem Tewes mit Innigkeit und in aller Zartheit tremoliert, dass die Seelen zu singen beginnen. Mozart in den besten Händen, könnte man sagen, oder auch: super trendy! Aber dagegen hätte der Zopfträger sicherlich kaum etwas einzuwenden gehabt... < >