Bergische Morgenpost, Wermelskirchen 18.12.2007
Ein wunderschöner Mandolinenklang
VON BERND GEISLER Wenn ein ganzes Orchester aus Zupfinstrumenten mit seiner Musik die Luft erfüllt, sind für manchen frommen Gläubigen zur Weihnachtszeit die Engel nicht mehr weit. Rund 25 Mandolinen, Mandolen, Gitarren und Bässe des Mandolinen-Orchesters Bayer Leverkusen ließen die Saiten erklingen. Ohne wuchtigen Pauken und schallende Trompeten erzeugte das Orchester ein stattliches Klangvolumen, in dem immer wieder einzelne (Saiten-)Töne wie zarte Stimmchen hervorblitzten.
Zuhörer lauschten andächtig
Der einzigartige Klang dieses Zupforchesters kam in der evangelischen Kirche Hünger zur Geltung wie eine einzelne Harfe bei einem Solokonzert. Die Kirche – voll besetzt als predigte Luther persönlich – erklang in schnellen, hohen Tremolotönen der Mandolinen und vollen, tieferen Akkorden der Gitarren. Die Zuhörer lauschten teils bedächtig – andächtig, teils mit begeisternden Blicken. Auf dem Programm standen klassische Stücke von Evaristo Felice dall' Abaco (1675 - 1742), Antonio Vivaldi (1678 - 1741), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791), Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) und traditionelle Weihnachtsarrangements. Die 26-jährige Solistin Julia Hoppe und mehrfache Preisträgerin beim Wettbewerb „Jugend musiziert” brillierte durch punktgenaues und akzentuiertes Spiel, sie lieferte dem Publikum auch zahlreiche flinke Beispiele ihre virtuosen Könnens, ohne den feinen Klang des Orchesters zu durchkreuzen. Detlef Tewes' Bearbeitungen des Concerto in C-Dur von Vivaldi und Mozarts 3. Quartett in G-Dur für Zupforchester erwiesen sich als Glücksfall für Orchester und Zuhörerschaft. Als hätten die Komponisten ihre Werke für die Zupfinstrumente geschrieben, glitten die filigranen Töne von den Saiten in die Ohren wie zarte Vogelstimmen im Frühling. Am Ende erklangen fröhliche Weihnachtslieder. In einem einheitlichen Medley glänzten dabei Doris Kanschik und Johannes Burbach an der Flöte. Sie ließen sich vom Orchester davontragen und gingen bald voran in die „Stille Nacht”.